Führung findet immer als Beziehung statt, und praktische Führungstätigkeit ist Beziehungsarbeit. Das ist das Leitmotiv meines Verständnisses von Führung. Für die Qualität von Führungsbeziehungen sind so ziemlich dieselben Faktoren maßgebend wie für alle anderen Beziehungen auch.  ... 

Diese Faktoren will ich in dieser kurzen Blogreihe etwas näher beleuchten. Wir behalten natürlich im Kopf, dass Beziehungen zwischen Menschen in Organisationen immer doppelten Charakter haben: sie sind Beziehungen zwischen Rollen und zwischen Personen.

Sich interessieren

Das heißt: sich für den Anderen in seiner Tätigkeit interessieren und als Person. Wann haben wir das Gefühl, dass sich jemand für uns interessiert? Dass wir ihm nicht vollkommen egal sind und er nur auf uns zukommt, wenn er was von uns will? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir ist das ganz simpel: wenn mich jemand fragt. Wie es mir gerade mit meiner XY-Aufgabe geht, wie ich mit meinem Business Case vorankomme, ob sich die Missverständnisse mit Schnittstelle YZ aufgeklärt haben, ob das Meeting zu Thema ZX irgendwas vorangebracht hat. Wie es mit dem Jüngsten in dessen Praktikum läuft, ob die Tochter schon die Führerscheinprüfung gemacht hat, ob ich auch so enttäuscht über die Leistung von Schalke 05 war. Solche Sachen.

Diese Fragen sind nicht besonders originell, und das müssen sie auch überhaupt nicht sein. Aber sie stellen immer wieder eine Verbindung her, die nicht nur agenda- und ergebnisgetrieben ist, und sie signalisieren Interesse am anderen. In Deutschland ist so etwas vielleicht sogar eher ungewöhnlich, wir sind sehr zielorientiert und sehr gehemmt und wollen uns nicht aufdrängen. In anderen Ländern, in vielen anderen Ländern, auch europäischen, können Sie Ihr Gegenüber schon in den ersten Minuten langfristig verprellen, wenn Sie sich nicht auch für die Person interessieren. Damit haben Sie dann auch Führungspotential verspielt. Ich sag es nochmal: jeder, der mich nichts fragt, interessiert sich nicht für mich. Das heißt, dem bedeute ich nichts – auch wenn er noch so nett tut. Und das merk ich mir.

Noch ein Aspekt, auch nicht unerheblich: Wenn Menschen gefragt werden, fangen sie an zu erzählen, und wenn ich nachfrage, erzählen sie mehr. Dadurch erfahre ich Dinge, aus vielen verschiedenen Perspektiven: lauter Mosaiksteinchen von Informationen, die, wenn sie sich in meinem Gehirn zusammensetzen, mir bei meiner Führungstätigkeit sehr helfen können – wenn ich mit ihnen klug und diskret umgehe. Vermeiden Sie es unbedingt, Dinge, die Sie in Zweiergesprächen erfahren haben, in weiteren Zweiergesprächen mit Dritten zu erwähnen.

Mehr zu dem, was in Beziehungen wichtig ist, im nächsten Beitrag dieser Reihe.

 

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