Im dritten und letzten Beitrag dieser Blogreihe möchte ich mich einem Aspekt der Gestaltung von Führungsbeziehungen widmen, der aus meiner Sicht (gerade vor dem Hintergrund der Volatilität moderner Arbeitsbeziehungen) zu wenig Aufmerksamkeit erhält ...

Die Führungsbeziehung beenden

Abschied nehmen, noch mehr als Anfänge gestalten, ist ein Ritual und eine Kunst und eine sozusagen karmische Pflicht: jetzt entscheidet sich, was wir zurücklas­sen. Etwas ganz Erhabenes. Es ist gut, so darüber zu denken und sich darin zu fordern, damit alles getan wird, was es braucht, rhythmisch gesehen, damit das Neue in die Welt kommen kann. Um es also mit A. Lipkovitz philosophisch auf die Spitze zu treiben:

Wer das Leben liebt, lernt Abschied nehmen.

Es ist eine der Kernfähigkeiten von Tough Love. Die ist allerdings viel anspruchsvoller als hallo zu sagen! Sigmund Freud beschrieb einmal als Ziel aller Psychoanalyse, menschliches Elend in Trauer, also Abschied nehmen, zu transformieren. Aber das überlassen wir als reife, globalisierte Individuen längst nicht mehr den Psychos. Das machen wir selbst, denn wir sind oft aufgefordert es zu üben.

Tough Love heißt hier also: Sich verabschieden, um dem Neuen eine faire Chance zu geben. So wenig wie möglich Unerledigtes zurücklassen, das zur ‚Altlast‘ werden kann. Dazu gehört:

Noch einmal zu fragen, was gehört werden muss. Was man nie verstanden hatte, was man immer schon wissen wollte, aber sich nicht zu fragen traute, was auch immer.

Sich gegenseitig aus seinen Rollen, und deren Rang, zu verabschieden. Das erste ist einfacher als das zweite. Es fällt uns nicht sehr schwer zu denken, dass der Andere in Zukunft einen anderen Beitrag zum Ganzen leisten wird. Aus irgendwelchen Pavlovschen Gründen ist es aber ganz schwierig, sich psychologisch von den Rangverhältnissen zu verabschieden, unter denen man sich kennengelernt hat. Es steckt einem in den Beziehungsknochen, man muss viel üben, und trotzdem lässt sich die Magie auch eines solchen An­fangs niemals vollständig auslöschen.

Sich gegenseitig zu danken, für das, was gemeinsam gelang und für das, was man zumindest jeweils und gemeinsam ernsthaft versucht hat.

Den anderen gehen zu lassen, oder zurückzulassen, je nachdem.

Am Ende bleibt, bis auf weiteres, die persönliche Beziehung. Wenn da was war, dann bleibt etwas, wenn nicht, dann eben nicht. Und es bleibt eine Art Verbindung, wenn man das so nennen kann, die sich daraus speist, gleichzeitig und in Abhängigkeit voneinander denselben Herausforderungen ausgesetzt gewesen zu sein, wenn auch vielleicht mit unterschiedlichen Antworten darauf. So wie alle Menschen, die eine Flutkatastrophe überstanden haben, für immer in dieser gemeinsamen Erinnerung verbunden bleiben werden. Selbst wenn sie da­mals jeder für sich ihre Sandsäcke gehäuft hatten.

Es macht natürlich bei Abschieden ganz unpersönlich einen Unterschied, wer geht und wer bleibt. Unter Umständen hat der, der geht, für den Moment den höheren Rang: Er ist unab­hängiger, weil vor ihm Möglichkeiten liegen, während die bleibende Person mehr mit der Macht der Tatsächlichkeiten zu tun hat. Auch damit will geschmackvoll umgegangen sein …

 

All dies und noch viel mehr steht natürlich in Tough Love.

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