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Einen dritten Aspekt will ich untersuchen, wenn es darum geht, sich den späten Folgen des eigenen Handelns zu stellen: das ist die dunkle Seite - die innewohnende Ironie - des Erfolges …

Um es zuzuspitzen: Natürlich wünsche ich – persönlich wie als transformativer Lehrcoach, jedem Transformanden (und besonders jeder Transformandin) den Erfolg:
Dass es gelingen möge, als Person zumindest zeitweise den Panzer der Rolle abzustreifen, um die Freiheit der Wahl zurückzuerobern.
Dass es gelingen möge, das unersetzlich Besondere in der Art und Weise, in der wir als Person ein Kanal des Universums sind, auszudrücken und so in das Universum zurückzuwirken.
Dass das Echo aus der Welt für diese mutige schöpferische Handlung bestätigend und ermutigend sei – weil das liebe Universum sonst ja letztlich an akuter Entropie zugrunde geht.

Die helle Seite

Identifikation mit dem eigenen Erfolg entsteht, wenn wir an Grenze 1‘ das Feedback auf unser Handeln so bewerten, dass wir die Schlussfolgerung „weiter so, mehr davon“ ziehen. Während Misserfolg uns jedes Mal zum Neu-Denken auffordert ("zurück ans Zeichenbrett"), bestätigt uns der Erfolg in unserem bisherigen Tun.

Das ist ja auch erst einmal sehr erleichternd und geradezu beglückend – selbst beim Schreiben dieser Zeilen atmet man tief durch. Natürlich gönne ich dieses von Herzen jedem, sosehr wie übrigens auch mir selbst.

Die dunkle Seite 

Wir beginnen irgendwann (eher früher als später), das, was uns zu diesem Erfolg befähigt hat, das, was uns als unser einzigartiger und gelungener Beitrag zur Welt einleuchtet (gemäß der Informations-Bedeutungs-Geschichte, die wir uns selbst erzählen), als unser Identitätsattribut zu beschreiben – als ‚heilige Kuh‘ unseres Selbstkonzeptes.

Während Scheitern uns auffordert: „mach was anders!“, sagt uns der Erfolg „weiter so!“. Und wenn unser Erfolgsrezept zur heiligen Kuh unserer Identität geworden ist, gerät jedes Mach-was-anders irgendwann in Verratsverdacht – mit allen gruseligen Folgen, die das haben kann. Das gilt übrigens gleichermaßen für individuelle wie für kollektive Identitäten. Überraschung?

Im allerschlimmsten Fall, wenn es länger andauert, läuft das darauf hinaus, in einer Art Brauchtumspflege der eigenen Identität zu erstarren, die jede friedliche und aus sich heraus schöpferische Transformation unmöglich macht. Im individuellen Fall führt dann oft der weitere transformative Weg durch die Krankheit, im kollektiven durch Gewalt, Krieg und Klimakatastrophen. Ich will hier nicht zu ausladend werden, weil das den geistigen Rahmen, in dem Coaching normalerweise stattfindet, ein bisschen strapazieren würde, aber so viel muss sein dürfen (weil nun mal individuelle und kollektive Entwicklungsprozesse so unentzweibar verwoben sind, kann ich ja auch nix dafür):

Wir alle im sogenannten Westen, in 500 Jahren ungestrafter Ausbeutung der globalen Ressourcen privilegiert, seit 300 Jahren von der bürgerlichen Aufklärung schöpferisch inspiriert, seit 200 Jahren vom Kapitalismus schöpferisch verwöhnt und korrumpiert, werden in dieser Zeit, während ich dies schreibe, mit den Rückwirkungen konfrontiert, die unser Lebensstil im großen Rest der Welt hervorruft: Flüchtlingskrisen, ‚identitäre‘ [sic!] Bewegungen, Ökologie, Klimakrise, Artensterben –Sie wählen so bewusst wie möglich Ihre spezifische Substantivierung eines global wirksamen, kollektiven Transformationsprozesses. [Kleine semiotische Anmerkung, während des Textens, für Ihr Texten: finden Sie nicht auch, dass selbst die auf das Äußerste gekürzte Geschichte ‚Arten sterben“ eine ganz andere Brisanz symbolisiert als das Ding ‚Artensterben‘?]

Die Hoffnung

Was als praktische Frage für uns als transformative Coaches bleibt – egal, ob wir mit Einzelnen oder mit Systemen arbeiten –, ist:

Wie können wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wie der ‚Schöpfungsmythos‘ (die ursprüngliche Erfolgsgeschichte) den aktuellen Kurzzeit-Prozess inspiriert?

Welche ‚heiligen Kühe‘ treten da auf, und was bewirkt ihre Präsenz bei den Spieler*innen?

Was würde einem Mitglied, was würde einer fremden Person blühen, wenn er oder sie eine der heiligen Kühe entweiht?

Welche guten Gründe gibt es dafür, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass der Mythos des Systems eine friedliche Transformation zulassen könnte?

 

All dies und noch viel mehr steht natürlich in 'Transformatives Coaching'.

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