breaking news from the edge

Im ersten Teil dieser Mini-Reihe habe ich genauer beschrieben, wie eine Verschmelzung von Eignerschaft und Herrschaft alle gesellschaftlichen (also systemischen) Sphären verseucht und korrumpiert – einschließlich des Gehirns des Autokraten. Heute möchte ich ausführen, welche zerstörerischen Folgen das hat. Und ich möchte mindestens andeuten, welche Hilfen es gibt, damit eine friedliche Nachfolge möglich wird ...

Die Nemesis der Autokraten

Ein autokratisches Herrschaftssystem ist aufgrund der unerbittlichen, in ihm angelegten Beziehungsdynamik nicht in der Lage, sich von innen heraus zu transformieren. Nicht nur gibt es keine öffentlichen Räume, in denen es möglich wäre, sich kritisch mit dem Herrscher auseinanderzusetzen. Nicht nur hat sich jedes Mitglied des Systems bereits durch seine Mitgliedschaft korrumpiert, gespalten und versündigt. Auch der Akt der Befreiung ist nur als Tabubruch, als erneute Versündigung denkbar, denn er kann nur aus einem Angriff auf den Souverän, auf das ‚Heilige' bestehen, im Fall solcher Systeme also auf den Despoten. Die deutschen Wehrmachtsoffiziere des Widerstands hatten einen heiligen Eid auf den Götzen Adolf Hitler geschworen. Als ihnen klar wurde, dass der Despot nur durch Gewalt zu entfernen war, und dass sie es waren, die sich dieser Gewalt schuldig machen mussten, wurden viele von ihnen durch diese doppelte Versündigung in innere Konflikte gestürzt, die fast unmöglich zu lösen waren: Ihre besten Absichten und edelsten Motive machte sie unweigerlich zu Verrätern und Gewalttätern.

Am 20. Juli 1944 scheiterte LEIDER der von Claus Schenk Graf von Stauffenberg u.a. im „Führerhauptquartier“ Wolfsschanze versuchte Bombenattentat. Mehr als 200 beteiligte Soldaten und Diplomaten wurden als Verschwörer, Verräter und Ketzer hingerichtet - weil sie sich am heiligsten, vergötzten Repräsentanten des Ganzen versündigt hatten. Unverzeihlich, untilgbar. Stauffenbergs Witwe, die großartige Nina von Stauffenberg, sah sich (mindestens vorübergehend) gezwungen, ihren Kindern die Legende zu erzählen, ihr Vater sei ein Verräter gewesen – um den Kinder nicht zuzumuten, sich gegenüber Gleichaltrigen, Lehrern und anderen zu spalten und selbst zu Verräter*innen zu werden.

So viel Schmerz! Noch die Enkelgeneration der Stauffenbergs ist damit beschäftigt, dieses Drama zu verstehen und zu verarbeiten. (Zum Teil übrigens auf hohem künstlerischen Niveau…). Nicht selten wirkt sich der Fluch, der einer gewaltsamen Transformation innewohnt, also über viele Generationen aus. Alle lebenden Deutschen haben das in ihrem kulturellen Genpool. Jede Familie kann ein Lied davon singen, auch nach mittlerweile einem guten dreiviertel Jahrhundert. Der technische Ausdruck für sowas im Buddhismus ist ‚schlechtes Karma'.

Nicht ganz so blutrünstig, nicht ganz so kollektiv widerwärtig, aber demselben systemischen Muster folgend: Wenden wir den Blick noch einmal auf die von Inhabern geführten Unternehmen zurück, die sich ja ebenfalls durch ihre Souverän-Herrscher-Verschmelzung auszeichnen, so heißt das für die Erneuerungs- und Transformationsfähigkeit eines solchen Unternehmens, wie sie etwa in Nachfolgeprozessen gefordert wird:

Sie kann nur dann Früchte tragen, wenn sie beim Inhaber-Unternehmer beginnt, der Impuls dafür von ihm oder ihr ausgeht, er bzw. sie die Verantwortung für den Prozess trägt und selbst, als Person, ein Teil davon ist.

Gottseidank gibt es Hilfen. Ich verweise heute auf Monika Bone, Mitglied in meiner Transformations-Community und einschlägig rundum erfahren. Monika stellt ihre Erfahrungen und ihre methodische Meisterschaft besonders gern zur Verfügung, wenn es um intergenerationale Nachfolgeprozesse geht. Damit sie glückvoll und produktiv verlaufen.

 

Ausführiches zum Thema System und kulturelle Transformation gibt es natürlich in meinem Grundlagenwerk  'Die heiligen Kühe...'.

Hier, hier, über Ihre lokale Buchhandlung oder direkt bei uns im Wandelforum können Sie es online bestellen.

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