Wenn es Systemrollen gibt, zu deren Auftrag oder Erlaubnis es gehört, den stillen Konsens zu stören, sich nicht in der Öffentlichkeit zu spalten, dann geht das damit einher, dass die Träger dieser Rollen sich jeder anderen ‚weltlichen’ Einflussnahme enthalten müssen. Sie dürfen in der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen, aber nur ins Private wirken ...
Wir stellen auch fest: In modernen Organisationen gibt es solche Rollen nicht mehr. Wir kennen weder Vorstandsnarren noch Betriebsschamanen, und wenn Unternehmen Theologen beschäftigen, dann haben die meistens umgeschult und sitzen in der IT-Abteilung oder der Organisationsentwicklung.
Was bleibt also?
Eine gerade in dieser Zeit, in der wir durch die aktuelle Pandemie aus unserer Komfortzonen-Trance gerissen werden, brennend wichtige Frage!
Wir als Personen bleiben.
Wir als Mitglieder des großen Souveräns unseres demokratischen Systems. Diese Systemrolle erlaubt uns nicht nur, sie verpflichtet uns in unserem eigenen Interesse nachgerade dazu, uns gegenseitig den Spiegel vorzuhalten. Unsere demokratischen Führer dürfen es in ihrer Rolle nicht, denn sie sind von unserem Mandat abhängig. Für sie ist der Souverän tabu, und mal ehrlich, in Narrenkostümen möchten wir sie uns auch nicht gerne vorstellen.
In modernen Organisationen, auch wenn sie nach dem Top-Down-Muster autoritär aufgestellt sind, sind wir ebenfalls, egal, welche Systemrolle wir einnehmen, viel mehr als früher aufgefordert, über den Tellerrand unserer unmittelbaren Tätigkeit hinauszublicken, selbstregulativ zu handeln und ‚unternehmerisch’ (für das Ganze) zu denken. Die Zusammenarbeit in unserem Sachgebiet als einem Team von Gleichen kann gar nicht funktionieren, wenn wir zu all dem nicht in der Lage sind. Auch in unseren Organisationen sind wir also heute innerhalb unseres Verantwortungsbereichs aufgerufen, nicht der kulturellen Betriebsblindheit, der Alltagstrance, zum Opfer zu fallen und gegebenenfalls unsere Wachheit den Anderen zur Verfügung zu stellen. Wir müssen uns nur unserer Rolle und deren Rang und Einfluss bewusst sein, wissend, dass wir, sobald wir aufstehen und das tun, uns in eine Position der informellen Führerschaft, der bewussten Einflussnahme begeben. Und wir müssen sehr vorsichtig sein mit Kritik am Souverän, dem Eigner. Dafür braucht es eventuell eine moderne Version des Hofnarren, den externen Coach oder Berater.
Das alles und noch viel mehr steht natürlich auch in ‚die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels‘.
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