breaking news from the edge

Vor 12 Jahren schrieben Elke und ich in ‚die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels‘:

Der Kapitalismus ist das System, nach dem wir uns heute weltweit organisieren, und dessen Wesen besteht in der Produktion von stetigem, quantitativem Wachstum. Die kapitalistischen Grundüberzeugungen lauten ‚mehr ist besser’ und ‚nur der Stärkere überlebt’. Das stille Einverständnis in die ‚Mehr ist besser’-Wachstumsideologie ist in unseren nationalen und supranationalen öffentlichen Räumen so tief verankert, dass niemand überhaupt auf die Idee käme, ihre Klugheit in Frage zu stellen ...I

Im Gegenteil: Unter den veränderten Vorzeichen der globalen Matrix ist aus dem ‚Mehr ist besser’ ein ‚Wachs oder stirb’ geworden. Allerdings bleibt völlig im Dunkeln, zu was für einer Qualität von Sein das zwangsläufig gewordene globale Wachstumsstreben eigentlich führen soll, zumal, wenn in diesem allseitigen Wettrennen der Erde mehr genommen wird als sie verträgt. Unsere Wachstumsideologie ist uns so selbstverständlich, dass wir auch privat nur selten darüber nachdenken, ob sie vernünftig ist. Zwar lassen wir uns im Urlaub in der Karibik gerne davon bezaubern, wie „gut drauf“ Menschen sein können, die nur ein Bruchteil von dem besitzen, was wir haben, und fühlen uns – zu Recht – als Knechte der unerbittlichen Mehr-von-allem-Produktionsmaschinerie. Aber dann seufzen wir einmal tief und genehmigen uns noch eine Pina Colada, um uns nicht weiter damit beschäftigen zu müssen.

2019

Das war 2007. Mittlerweile ist es Wirklichkeit geworden: der Raubbau an den natürlichen Ressourcen, den wir hechelnd veranstalten, um diese auf dem Altar stetigen ökonomischen Wachstums zu opfern, hat dazu geführt, dass unsere Wälder brennen, die Ozeane und der Orbit zugemüllt sind, die Pole und die Gletscher schmelzen, die Wüsten wachsen und die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten dahinsiecht. Vor 12 Jahren wäre noch kaum jemand in den Sinn gekommen, von ‚Klimakatastrophe‘ zu sprechen – erst seit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 einigten sich die (meisten) dort versammelten Politiker darauf, überhaupt den Begriff ‚Klimawandel/Climate Change‘ zu gebrauchen: eine unschuldig-wertneutrale Benennung.

Mittlerweile sind aber die katastrophalen Rückwirkungen unseres auf unendliches Wachstum fixierten politisch-wirtschaftlichen Handelns auf uns unleugbar geworden – jedenfalls für die meisten von uns im Wachzustand und ohne manifeste wirtschaftliche Interessen daran, dass das mit dem ‚Wachstum‘ so weiter geht. Obwohl wir es immer noch – wie peinlich! – unseren minderjährigen Kindern und Enkeln überlassen, uns zur Anerkennung dieser Tatsachen aufzuwecken.

Die Sache ist die, und das können unsere Kinder und Enkel vielleicht noch gar nicht überblicken: Ohne uns global von unserer spätpubertären Fixierung auf unablässiges quantitatives Wachstum zu verabschieden, wird es nicht gehen, wird nichts, was wir tun, die Katastrophe verhindern können, auf die wir mit immer noch positiver Beschleunigung zurasen: zu Tode zu wachsen. Um schöpferisch auf diese Bedrohung zu antworten, braucht es – tut mir leid, aber so ist es – kulturelle Kompetenz: ein Gewahrsein der Konzepte und Paradigmen, die unsere sichtbare Wirklichkeit hervorbringen. 

 

Die Quelle all dieser Gedanken entsprang aus ‚die heiligen Kühe...‘.

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