In diesem 4. Teil soll es weiter um Möglichkeiten gehen, Konflikte zwischen Gleichrangigen in der Rolle als beteiligte Konfliktpartei mit Tough Love zu einem guten Ausgang zu führen. Konflikte zwischen Gleichrangigen sind deswegen so anspruchsvoll, weil sie wie keine andere Konstellation Rolle und Person fordern ...
Was die andere Partei von Ihnen wissen sollte
Der definierende Unterschied zu den Konfliktlösungstemplates, die zwischen Angehörigen verschiedener Hierarchieebenen Anwendung finden (siehe Teile 1 und 2), ist ja dieser: beide müssen wirklich mit der Lösung einverstanden sein, jedenfalls hinlänglich. Sonst gibt es keine Lösung. Und wenn dies denn so kritisch ist: woher weiß man denn, wie sehr die andere Person wirklich einverstanden ist, und umgekehrt?
All diese Fragen verweisen auf die Qualität der persönlichen Beziehungen, sprich: darauf, wie sehr man der anderen Person in irgendeiner Hinsicht vertraut. Wenn man das überhaupt nicht tut, würde man sich viel ausschließlicher auf den Ebenen von Rolleninteressen und systemischen Abhängigkeiten verständigen müssen. Wenn man total misstrauisch ist, würde man mit persönlichen Geschichten und persönlichen Verletzbarkeiten sehr haushalten. Man würde sich sehr auf die Sachebene und im kühneren Fall auch noch auf die Ebene der Rolleninteressen begrenzen.
Aus den verständlichsten Gründen. Und dennoch: wenn man aufhört, sich seine Geschichten zu erzählen, dann sind alle Schleusentore der Konfliktverschärfung weit geöffnet, weil man sich gegenseitig keine Chance mehr gibt, Empathie für einander zu entwickeln. Robert McNamara, hochbegabter Verteidigungsminister unter den Präsidenten Kennedy und Johnson, Mitwirkender und Mittäter an den Entscheidungen, die zum Beispiel die Kuba-Krise und den Vietnamkrieg betrafen, erläuterte in dem Film ‚The Fog of War‘ die elf Lehren, die er aus seinen langjährigen Erfahrungen und insbesondere aus seinen Irrtümern und Fehlentscheidungen zog. Die erste und wichtigste: Empathie. „Fühle dich in deinen Feind ein. Wir müssen uns in seine Haut begeben und uns durch seine Augen anschauen, um überhaupt die Gedanken zu verstehen, die hinter seinen Gedanken und Handlungen liegen.“ Einen dringenderen Ratschlag kann man als ehemaliger Kriegsherr nicht geben – selbst wenn die meisten Entscheidungen, die man als Normalbürger zu treffen hat, selten das Schicksal von ganzen Nationen beeinflussen.
Deswegen, auch, wenn es schwerfällt:
Erläutern sie dem Anderen nicht nur Ihre Position, sondern versuchen Sie, ihm diese verständlich und nachvollziehbar zu machen. Investieren Sie also in die Empathiefähigkeit des Anderen. Diese kann man in den meisten Fällen unterstellen:
Erzählen Sie der anderen Partei über ihre rollenbedingten Interessen, erläutern Sie Ihre Abhängigkeiten, benennen Sie Ihre Stakeholder.
Veröffentlichen Sie gegebenenfalls Ihre einschlägigen Zielvereinbarungen.
Versuchen Sie auch, Ihre persönliche Geschichte zu erzählen: wie wurden Sie persönlich Teil des Konflikts, mit welchen Empfindungen ist das für Sie verbunden, welche Bedürfnisse haben Sie als Person, was die Lösung des aktuellen Konflikts angeht?
Argumentieren Sie vor diesem Hintergrund schlüssig, und seien Sie sorgfältig darin, die 5 Schritte Ihrer Signalverarbeitung zu konjugieren.
Seien Sie vorbereitet auf kritische Nachfragen, was den zwingenden Charakter Ihrer Bedeutungskonstruktion angeht, und achten Sie besonders auf die Stellen, an denen dieser zwingende Charakter Sie in Erklärungsnöte bringt.
Mehr im nächsten Teil dieser Reihe.
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