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Warum musste ich nur dieses elende Buch schreiben. Das heißt, eigentlich ist nicht das Buch elend, es ist sogar ziemlich gut. Elend sind nur die bisherigen Verkaufszahlen, und deswegen muss ich jetzt meine kostbaren Feierabende damit verbringen, nach aufwändigen Keyword-Analysen optimierte Blogbeiträge zu texten. Zu irgendwelchen trivialen Fragen, die irgendwelche Seppel an einem ihrer kurzen Feierabende in irgendwelche Suchmaschinen hackten, weil sie anderntags ein Gespräch mit einem Mitarbeiter in ihrem Outlook-Kalender gefunden haben und natürlich weder vorbereitet sind noch die Zeit oder Lust haben, das wirklich zu tun. Ich meine, wie verzweifelt muss man eigentlich sein, zu denken, so würde man irgendwas erfahren, was einem wirklich hilft. Und wie verzweifelt die Unternehmenskultur, die einen dazu zwingt, sich auf solchen Wegen zu informieren!

Ihnen allen sei gesagt: Lesen Sie das Buch. Es heißt ‚Tough Love‘ und enthält alles, was Sie brauchen, um einen ordentlichen Job als Führungskraft von Menschen zu machen. Da Sie das aber heut Abend wahrscheinlich nicht mehr hinkriegen, hier denn doch einige Hinweise, wie Sie das morgen wuppen können mit dem Mitarbeitergespräch.

 Zeit

Ich hoffe, Ihre Assistenz hat eine Zeitstunde für das Gespräch vorgesehen. Länger muss es meist nicht sein, und wenn Sie nach 45 Minuten durch sind, umso besser, dann können Sie sich noch Notizen machen zu Verlauf und Ergebnis.

Ort

Natürlich bei Ihnen im Büro, oder in einem Meeting-Raum. Manche Führungskräfte machen das auch gern bei einem Spaziergang durch das Gewerbegebiet, aber ich würde so etwas für besondere Situationen reservieren. Zum Beispiel kann das bei Schwierigkeiten oder Konflikten eine gute Idee sein. Im Gehen wird es nicht so schnell konfrontativ, weil man nicht ständig Blickkontakt hat und sich ja geradezu metaphorisch nach vorne bewegt, hin zur Lösung. Im Allgemeinen aber lieber drinnen, da haben Sie die Umgebung mehr unter Kontrolle. Am besten nicht über den Schreibtisch, sondern über Eck an Ihrem attraktiven Gesprächstischchen, mit Käffchen und Konferenzgebäck.

Vorbereitung

Seien Sie zumindest soweit vorbereitet, dass Sie Ihre Tatsachen sortiert haben. Ob es nun um ein Entwicklungsgespräch geht oder ein Feedback oder ein Motivationsthema oder einen sonstigen Anlass: Seien Sie sich sicher, auf welchen Daten, Fakten, Sinneseindrücken und Kennzahlen Ihre Einschätzungen und Beurteilungen beruhen. Das ist das Eine. Das Andere:
Seien Sie sich klar über Ihre Ziele und Absichten für das Gespräch: Was wollen Sie erreichen, was soll die andere Person hinterher tun oder sagen, mit welchen Folgen und Rückwirkungen für Sie?

Austausch

Die meisten Vorgesetzten reden zu viel. Dass Sie sich über ihre Ziele für das Gespräch klar sind, heißt nicht, dass Sie die andere Person unter einer verbalen Lawine begraben sollen! Führung durch Totquatschen … In den meisten Vorgesetzten-Mitarbeiter-Gesprächen, deren Zeuge ich auf irgendeine Weise war, lag der Gesprächsanteil bei ca. 90 zu 10%, konservativ geschätzt, zu ‚Gunsten‘ des Vorgesetzten. Dem liegt wahrscheinlich der stille Glauben zu Grunde, dass man in der Menschenführung seine Ziele erreicht, wenn man sich anstrengt. Welch ein Irrtum.
Von einem guten Gespräch, wir wissen es, reden wir im Allgemeinen dann, wenn die Gesprächsanteile einigermaßen ausgeglichen sind. Nur dann ist es ein Austausch, nur dann lernen beide Gesprächsteilnehmende etwas. Im Umkehrschluss heißt das: wenn Sie die ganze Zeit reden, lernen Sie nichts. Dadurch wird dann das nächste Gespräch noch anstrengender, und die andere Person bilanziert still für sich, dass von ihr sowieso nichts erwartet wird als mit dem Kopf zu nicken, und sagt noch weniger.
Die Königstraße hin zu einem wirklichen Gespräch ist natürlich die, dass man Fragen stellt. Offene Fragen, auf die es sich wirklich lohnt, auch zu antworten. Dann erfährt man als Vorgesetzte auch tatsächlich Dinge, die einem helfen, seine Ziele und Absichten zu erreichen. Dafür muss man sich allerdings von der Panik befreien, dass man die Kontrolle über den Gesprächsverlauf verliert, sobald man überhaupt Fragen stellt. Fragen Sie nach Problemen und Lösungen, nach Engpässen und Ideen, nach Befürchtungen und Hoffnungen – nach allem, was man halt so fragt, wenn man sich tatsächlich interessiert. Und dann verknüpfen Sie Ihre Ziele mit dem, was Sie gehört und gelernt haben. Das ist der Gesprächsführungstango.

Abschluss

In den meisten Fällen werden Sie mit einer Vereinbarung, einer Verabredung, einer Erwartung oder mit irgendwelchen Maßnahmen enden wollen, die man nachhalten kann. Das ist wichtig. Aber oft passiert es dann, dass die Verabredungen, die man trifft, bereits wieder von irgendwelchen anderen Entwicklungen rechts überholt werden und auf dem Seitenstreifen der Unternehmensautobahn landen. Daher ist es letztlich noch wichtiger, dass man miteinander gesprochen hat, tatsächlich. Dann hat man nämlich eine Arbeitsbeziehung, die es ermöglicht, sich gemeinsam auch der nächsten Herausforderung zu stellen.

Und nun: frisch voran und mit Tough Love ins morgige Gespräch! Bringen Sie ein bisschen Tango in Ihr Arbeitsleben!

 

All dies und noch viel mehr Weisheit mit Löffeln finden Sie natürlich in Tough Love.

Hier, hier, über Ihre lokale Buchhandlung oder über unser liebes Wandelforum können Sie es online beziehen. Krass, oder? 

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